Während es in Deutschland schneite...

... wurden auch für uns die Temperaturen mit 30 Grad statt 40 kühler. Ein Nachtrag für Dezember und Januar.

Die letzte Woche im Dezember, bevor wir uns nach Lusaka aufmachten, um unsere erste Reise anzutreten, war adventlich. Susanne und ich waren eigentlich jeden Tag damit beschäftigt, neuen Keksteig zu machen, zum einen, weil wir gerne ein paar selbstgebackene Weihnachtskekse verschenken wollten, zum anderen, um mit den Kindern im Jugendzentrum auch ein paar Kekse backen zu können. Das hat sich als vollen Erfolg herausgestellt, da diese Tradition hier nicht verbreitet ist. Teig ausrollen und ausstechen, naschen und natürlich die fertigen Plätzchen mit bunten zuckersüßen Streuseln verzieren stieß auf große Begeisterung. Am Ende wurden sie dann alle ziemlich schnell vernichtet.

Wir haben uns also in die Weihnachtspause verabschiedet, und sind zwei Tage vor Weihnachten nach Lusaka gefahren, um der Einladung unserer Landesmentorin Heidrun nachzukommen und das Weihnachtsfest bei der Gossner Mission zu verbringen. Ich hätte das Weihnachtsfest zwar auch gerne „wahrhaftig sambisch“ erlebt, allerdings wohne ich zum einen in einer WG mit meiner Mitfreiwilligen und zum anderen wurde uns erzählt, dass wir viele Sambier an Heiligabend in einer der zahlreichen Kneipen finden würden. Das musste dann doch nicht sein.

Unsere Mentorin Heidrun und ihre Brote
Gleich zwei Gottesdienste durfte ich an diesem Heiligen Abend erleben: die in Sambia lebenden Deutschen, mit denen Heidrun vernetzt ist, und wir, haben zusammen einen deutschen Vespergottesdienst (mit anschließendem Vesper natürlich ;-) ) im Garten der Gossner Mission gefeiert. Anschließend wurde ich via Skype zur Liveübertragung des Weihnachtsgottesdienstes in meinem Heimatdorf Wißmar zugeschaltet, was irgendwie schön aber gleichzeitig auch ein bisschen komisch war. Die Atmosphäre in der Kirche, dieses Gemisch aus Freude, Spannung und dieser großen Liebe, die alle Menschen, die versuchen, sich irgendwie zusammen in die engen Sitzbänke zu quetschen, an diesem Abend zusammenbringt, hat es leider nicht durch meinen Smartphonebildschirm geschafft. Das war aber auch nicht weiter schlimm, denn dieses Jahr sollte ich diesen Abend, wie auch die vorweihnachtliche Zeit schon, mal ganz anders erleben. Und es war wirklich schön.

Am 26. Dezember zu einer sehr frühen Morgenstunde begaben wir uns auf den Weg Richtung Kapiri Mposhi, eine Stadt nördlich von Lusaka, von der aus unser Zug gegen 16 Uhr nach Tansania in die Stadt Dar es Salaam abfuhr.
Unser Zimmer der ersten Klasse, das Mayleen, Susanne und ich uns mit einer Tansanierin teilten, war mit vier Betten und einem Tisch ausgestattet und ähnelte einer Schiffskajüte.
Hat das nicht Hogwarts-Express-Charakter?

Nach Erkundung des Zugs (es gab alles lebensnotwendige: einen Essenswaggon, einen Gemeinschaftswaggon, Toiletten und Duschen (natürlich in abgespeckter Form) und eine Bar, an der man Wasser und Bier kaufen konnte) verkrümelten wir uns erst mal wieder auf unser Zimmer. Einfach auf dem Bett liegen, den Fahrtwind aus dem offenen Fenster und den Blick auf die schnell vorbeiziehende Landschaft genießen wurde eine meiner liebsten Aktivitäten auf dieser Fahrt.


Beim Aufwachen gegen 8 Uhr am nächsten Morgen habe ich das schöne Geruckel und das Klacken der Zugräder auf den Gleisen vermisst, was mich in der Nacht zuvor in den Schlaf gewogen hat. Vermutlich ein kleiner Bahnhof. Zwischendurch hält die TaZaRa an mal mehr, mal weniger großen Bahnhöfen und lädt Leute so wohl ein als auch aus. Als wir uns nach einer Stunde allerdings immer noch nicht vom Fleck bewegt hatten, wurde ich ein wenig ungeduldig. Unsere Jungs haben uns eine halbe Stunde später dann aufgeklärt: ihr tansanischer Mitbewohner hat erklärt, ein Güterzug sei auf dem Weg in die entgegengesetzte Richtung vor uns entgleist, und da die Strecke nun mal aus nur einem Gleis besteht, müssen wir warten, bis er zu dem (zugegebener Maßen sehr kleinen) Bahnhof geschafft hat, an dem wir nun standen.
Blick runter aus dem tanzanischen Dorf
Na gut, die Fahrt war jetzt also erst mal für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Deshalb machten wir uns den Hügel hinauf in das kleine Dorf, neben dem wir gestrandet waren. Schon beim ersten Eindruck wirkte Tansania gepflegter als Sambia. Selbst in diesem wirklich sehr, sehr kleinen Ort schienen die Leute sehr auf Sauberkeit zu achten.
Die fünf kleinen Shops waren natürlich nicht vorbereitet auf den Ansturm der ganzen „Muzungus“, die sich hier nun alles Lebensnotwendige zulegen wollten, in der weisen Voraussicht, dass der Zug wohl nicht mit Essen und Trinken für einen Tag mehr als geplant ausgestattet sein würde (es reichte dann übrigens doch). Jeder Verdurstende konnte schließlich aber eine 1,5l Wasserflasche erstehen.


Zu unserem Glück wurden wir danach von der TaZaRa-Crew zum Essen in ein kleines „Restaurant“ (eine Holzhütte mit ein paar Bänken und einem Grill) eingeladen. Für uns gab's zum Mittagessen also Schwein mit Kochbanane und ein paar interessante Gespräche. Unter anderem verriet uns die Crew, dass dies hier schon so etwas wie ihr Stammlokal sei, da es wohl öfter passiert, dass die Bahn an dieser Stelle stecken bleibt.
Ich war letztlich ziemlich froh über unseren Stop, der noch bis 22 Uhr dauern sollte. Wir haben uns mit unseren Mitfahrern, die aus Südafrika über Belgien bis hin zu Amerika gefühlt aus der ganzen Welt kamen, vernetzt und einen schönen Tag gemeinsam irgendwo in Tansania verbracht. Als der Zug dann gegen 10 Uhr wieder ins Rollen kam, war ich doch froh, dass die Fahrt endlich fortgesetzt wurde.
Der Rest der Fahrt verlief relativ unspektakulär. Durch die Verspätung eines ganzen Tages saßen wir nun also knapp 3 Tage in der Bahn und haben leider unsere erste Nacht in Dar es Salaam verpasst, und diese Stadt hat mich vom ersten Eindruck sehr in ihren Bann gezogen. Vielleicht auch nur, weil ich so lange nun schon auf dem Dorf lebe, aber dieses tansanische Großstadtflair mit seinen sandigen Straßen, den verschleierten Frauen und kleinen Mopeds mit drei Rädern, auf denen hinten 2-3 Personen Platz finden können und die quasi die Minibusse Tansanias sind, hat es mir angetan. Das Stadtbild mit Hochhäusern und einer richtigen Skyline, in der man zwischen drin immer wieder die ein oder andere Moschee entdeckt, ist so anders zu Sambia.

Am nächsten Tag setzten wir mit der Fähre rüber nach Sansibar.
Wir konnten ein schönes Silvesterfest am weißen Sandstrand mit türkisblauem Wasser verbringen, das selbst abends noch auf Badewannentemperatur erwärmt war.
Insgesamt blieben wir 6 Tage an der Ostküste Sansibars, verbrachten unsere Tage mit schnorcheln, Insel erkunden und natürlich ganz viel abwechselnd am Strand liegen und schwimmen, und am Ende 3 Tage in Stone Town an der Westküste. In Paje an der Ostküste war es ziemlich touristisch. An der Strandpromenade reihte sich ein Hotel ans nächste und von den Einwohnern wurde man mit „Alles klar?“ begrüßt. Ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Geheimgang
Stone Town seinerseits ist zwar auch touristisch, hat aber durch den muslimischen Einfluss ein wirklich besonderes Flair, welches man besonders durch die verschleierten Leute auf der Straße und den Ruf des Muezin mitbekommt. Die letzten Tage dort waren ein wenig geschäftiger als in Paje. Es gab ein reges Treiben in den touristischen Gassen, wo sich zwischen dem Gewusel an Menschen immer wieder Mopeds durchschlengelten. Je weiter man in das Labyrinth, geformt aus den hohen Häusern, eindrang, desto mehr zeigten sich kleine Szenen des Alltags, die nur außerhalb des touristischen Menschenstroms wahrzunehmen waren, vor einer wunderbaren Kulisse. Das besondere an den Häusern ist, dass fast jedes von ihnen eine wunderschöne alte verschnörkelte Tür besitzt, auch genannt „Sansibar-Türen“, die sehr wertvoll sind und unter einer Art Denkmalschutz stehen.
Nicht zu verpassen ist auch der Gewürzmarkt, bei dem man mit ein bisschen Handeln super viele Gewürze, Tee- und Kaffeesorten wie Kardamom, Safran oder Bananenkaffee für einen guten Preis bekommt.



Schon während unseres Aufenthalts in Tansania wurde uns mitgeteilt, dass in Sambia die Cholera ausgebrochen sei. Kurze Erklärung: Cholera ist eine Darminfektion, die meistens über verunreinigtes Trinkwasser oder infizierte Nahrung hervorgerufen wird. Die Bakterien können zu extremen Durchfall und Erbrechen führen, was eine Austrocknung zur Folge haben kann. Ungefähr 85% der Infektionen verlaufen ohne Symptome, trotzdem sterben zwischen 20 und 70% aller Erkrankten die unbehandelt bleiben nach Ausbruch der Krankheit. In Sambia bricht Cholera eigentlich jedes Jahr um die Zeit im Dezember/Januar aus, dieses Jahr war es allerdings etwas schlimmer als die Jahre zuvor.
Da nun die Schulen und eigentlich alle öffentlichen Begegnungsstätten bis Ende Januar in ganz Sambia geschlossen bleiben sollten, haben wir uns kurzerhand dazu entschlossen, uns den Freiwilligen von world wide volunteers (Helene, Mattis und Marvin) anzuschliessen und bis Ende Januar nach Namibia zu reisen.

Gesagt, getan. Eine Woche haben wir also nach 20-stündiger Busfahrt in Swakopmund verbracht. Dass es hier deutsche Einflüsse gibt, spürt man schon ab dem ersten Moment. Straßennamen wie „Bismarckstraße“ oder „Hafenstraße“; ein schwarzes Brett an dem der „Knabenchor“ für neue Mitsänger wirbt – natürlich auf deutsch; das „Europahotel“ an der nächsten Ecke. Auch wenn es mir schon erzählt wurde, dass es möglich sei hier deutsch zu sprechen, war ich dennoch überrascht.
Da Swakopmund am Atlantik liegt, ist es ein Paradies für viele Surfer mit seinen hohen Wellen, aber auch für die normalsterblichen Schwimmbegeisterten eine schöne Abkühlung. Vor der Gewalt der Wellen hatte ich dennoch selbst am Ufer großen Respekt, die uns manchmal einfach den Sandboden unter den Füßen weggespült haben.

Erinnert mich ein wenig an einen Urlaub an der Ostsee...


Beeindruckend ist auch die Wüste Namib, die direkt hinter der Stadt anfängt und ohne Ende zu sein scheint. Eine Wüstensafari hat mich nicht so sehr gereizt, daher haben wir alle zusammen Sandsurfen gemacht (auf Holzspanplatten die Dünen runterrutschen).
Zum Schluss haben wir noch drei Tage in Windhoeck verbracht, da von dort aus unser Bus zurück nach Hause ging. Eine Stadt im Landesinneren Namibias, in der, ebenso wie in Swakopmund, nicht allzu viel los ist, aber man auf der Straße doch immerhin noch ein paar jüngere Gesichter entdeckt.
In der Unterkunft, in der wir gecampt haben, haben wir zufällig auch einen Namibier getroffen, den Mattis schon aus Swakopmund kannte und einige Bekanntschaften zu anderen Einheimischen geschlossen. Sie konnten uns in der Stadt ein wenig rumführen und haben uns so zum Beispiel den Fleischmarkt gezeigt, wo es an vielen verschiedenen Ständen gegrilltes Rindfleisch zu kaufen gab (ultra gut!) und uns zu einem Treffpunkt mit Blick auf einen Staudamm geführt. Orte, die wir sonst wohl nicht entdeckt hätten.

Namib
Im Nu war die Zeit vergangen und dann auch erstmal genug Urlaub gemacht. Abschließend noch ein paar Impressionen in bildlicher Form.

Liebes Dankeschön an Helene, Mayleen und Marvin die auch ein paar Bilder beigesteuert haben :-)
Stone Town
Ein typischer Stand am Gewürzmarkt

Stone Town
Inselerkundung per Roller
"Ihr seid echt 'ne coole Familie."
Der Fleischmarkt in Namibia
Was?

Paje's Strand

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